25
Mai
2022
|
18:18
Europe/Amsterdam

"Väter möchten heute eine aktivere Rolle übernehmen"

Zusammenfassung

Väter in ihrer Vaterrolle stärken: Das ist die Idee hinter dem neuen Väternetzwerk bei Covestro. Über sechzig Mitarbeiter haben sich mittlerweile dem Mitarbeitenden-Netzwerk seit seiner Gründung vor rund einem Jahr angeschlossen. Warum ist es so wichtig, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf aus der Väterperspektive zu betrachten? Wem nützt das? Und wie haben sich eigentlich die Anforderungen an berufstätige Väter verändert? Dazu haben wir anlässlich des Vatertags mit Fabienne Mainz, Diversity and Inclusion Managerin bei Covestro in Deutschland, sowie den beiden Gründungsmitgliedern Murat Demirtas und Jürgen Schumacher gesprochen. Drei spannende Perspektiven. Lesen Sie hier das Interview. 

Verfasst von: Patrick Herrmann

Murat, was hat dein Vater gut gemacht? 

Murat: Mein Vater war einer der ersten Gastarbeiter, die die BRD betreten haben. Er war stets ein großes Vorbild für mich und hat Bildung immer einen hohen Stellenwert gegeben. Das sorgte dafür, dass Integration für uns kein Thema war.

Gibt es auch etwas, das du an ihm kritisieren würdest?

Murat: Arbeit hatte damals einen gesellschaftlich sehr hohen Stellenwert. Entsprechend wurde auf viele anderen schönen Dinge verzichtet. Mehr Zeit mit der Familie wäre schöner für alle gewesen. Aber heute ist der gesellschaftliche Konsens Gott sei Dank ein anderer.

Fabienne, aus deiner Sicht als Diversity and Inclusion Managerin bei Covestro: Wie hat sich der Blick von Männern auf das Thema Familie und Beruf verändert? 

Fabienne: Für die jüngere Generation werden Väter als Vorbild für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf immer wichtiger. 48 Prozent der zukünftigen Väter wollen nach der Geburt ihrer Kinder eine gleichmäßige Aufteilung der Elternzeit auf beide Partner. Das zeigt: Väter möchten  heute eine viel aktivere Rolle übernehmen als noch in der Vergangenheit.  

Waren das auch die Beweggründe für euch das Väternetzwerk zu gründen?

Murat: Ja, auf jeden Fall. Mir persönlich ist die Zeit mit meinen beiden Töchtern viel wichtiger als sie Vätern im Allgemeinen vor 20-30 Jahren war. Und das ist auch gut so. Zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Familie und Beruf gehört das nun dazu. Das waren unsere Motive für die Gründung. 

Was ist die Bedeutung des Väternetzwerks für Covestro?

Fabienne: Wie jedes unserer Netzwerke hilft uns auch das Väternetzwerk dabei, die vielfältigen Sichtweisen unserer Belegschaft noch besser zu verstehen. Außerdem sind sie ein wichtiger Treiber für unsere Unternehmenskultur, da wir uns gemeinsam über Themen austauschen können.

In vielen gesellschaftlichen Bereichen sind Männer privilegierter als Frauen. Warum ist das Väternetzwerk dennoch eine wichtige Institution?

Fabienne: Es zeigt sich in zahlreichen Studien zwar, dass Männer den Wunsch nach mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf haben, in der Praxis wird dieser Wunsch aber oft nicht umgesetzt. Ängste und Vorurteile spielen dabei eine wichtige Rolle. Hier müssen wir ansetzen und dafür ist das Netzwerk genau richtig. Wenn Männer einen größeren Anteil der Arbeit zu Hause übernehmen, zahlt dies außerdem auch auf die Chancengerechtigkeit von Frauen ein.    

Wem nützt das Väternetzwerk? Männern oder Frauen? 

Jürgen: Vom Väternetzwerk profitieren sowohl Frauen als auch Männer. Im Netzwerk teilen wir zum Beispiel hilfreiche Inhalte für Familien wie etwa Webinar-Ankündigungen oder Infomaterialien für alle interessierten Covestro-Mitarbeitenden. Darüber hinaus bauen wir Kontakt mit den anderen Covestro-Netzwerken auf, um uns gegenseitig zu inspirieren.

Murat: Vom Väternetzwerk profitieren alle Beteiligten. Es bringt die Geschlechtergerechtigkeit voran, weil Väter sich stärker bei der Kindererziehung einbringen können. Mit diesen Impulsen fördert das Netzwerk das Familienleben. Das macht auch Covestro als Arbeitgeber attraktiver, weil die Mitarbeitenden wissen, die Frage, „Familie oder Karriere?“ stellt sich hier nicht. Beides ist möglich. Das motiviert die Mitarbeitenden.

Ist das nicht eine Utopie?

Jürgen: Die Vaterrolle hat sich über die Generationen gewandelt, denn auch Männer wünschen sich inzwischen Gleichstellung, die Vorteile für sie bietet, insbesondere mehr Zeit mit der Familie und den Kindern. Heute weiß ich, dieser Wunsch ist keine Utopie mehr, sondern bereits Realität, er muss nur immer wieder von Vorbildern vorgelebt werden.

Für euch persönlich: Was versteht ihr unter Gleichberechtigung?

Jürgen: Wenn ich mit meinen beiden Töchtern über Gleichberechtigung spreche, sage ich ihnen, dass es um gleichen Rechte für alle geht. Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass alle Menschen und alle Geschlechter die gleichen Rechte und Chancen auf ein gutes Leben haben sollen. Ich wünsche mir, dass meine Töchter in einer solchen Welt aufwachsen und ihren Weg gehen dürfen. 

Murat: Ungeachtet jeglicher Merkmale eines Mitmenschen, die Gleichbehandlung auf allen Ebenen einer Gesellschaft wie Recht, Arbeit und Moral.

Fabienne: Gleichberechtigung bedeutet für mich, dass jeder Mensch unabhängig von persönlichen Merkmalen wie z.B. Geschlecht die gleichen Chancen hat, sich nach den eigenen Wünschen zu entwickeln.  

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