25
September
2023
|
10:00
Europe/Amsterdam

Kreislaufwirtschaft und innovatives Recycling – Performance-Treiber

Written by: Dr. Torsten Heinemann
Zusammenfassung

Die Europäische Union hat das ambitionierte Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein. Ohne die Einführung einer Kreislaufwirtschaft wird dies nicht gelingen. Denn durch Recycling, Reparatur und Wiederverwendung von bereits hergestellten Gütern kann der CO2-Fußabdruck nahezu aller Branchen erheblich reduziert werden.

Seit 2019 haben wir die Vision, uns vollständig auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten. Das beginnt in der Produktentwicklung. Hier treibt Covestro das Konzept „Design for Recycling“ voran, das Recycling bereits in der Produktentwicklung berücksichtigt und die Wiederverwertbarkeit eines Produkts am Ende des Lebenszyklus erleichtert. In der Kreislaufstrategie von Covestro nimmt innovatives Recycling eine zentrale Position ein, um die Rückgewinnung und Wiederverwertung von Rohstoffen zu fördern.

Herr Heinemann, Recycling ist gerade ein viel diskutiertes Thema. Covestro stellt Vorprodukte für viele verschiedene Branchen her, die dann weiter verarbeitet werden. Wie stellt Covestro sicher, dass innovatives Recycling am Ende der Wertschöpfungskette stattfinden kann?

„Unsere Produkte finden sich an vielen Stellen wieder, ob wir an Dämmlösungen im Haushalt, Autositze oder Matratzen denken. Der Schwerpunkt unserer Tätigkeit im Recycling besteht derzeit in der Tat darin, diese Anwendungen im Kreis zu führen. Neben mechanischem Recycling auch durch chemisches Recycling. Konkret bedeutet das, dass wir beispielsweise Matratzen am Ende ihres Lebenszyklus durch innovative Recyclingmethoden wieder im Kreis führen. So können wir am Ende die chemischen Bausteine, die im Matratzenschaum eingesetzt wurden, wieder zurückgewinnen und diese als Rohstoff wiederverwerten. Und das ohne Qualitätseinbußen. Ein weiteres Feld, in dem wir gerade aktiv forschen, ist das Recycling von Polycarbonaten.“

Was sind die Herausforderungen, die mit solchen Recyclingmethoden einhergehen?

„Nehmen wir beispielsweise Polycarbonat, das vor Jahrzehnten entwickelt und auf den Markt gebracht wurde. Die chemische Industrie hat jahrzehntelange Forschung betrieben, um die Produkte zu verbessern und diese nachhaltig zu gestalten. Das Recycling dieser Materialien zu entwickeln und die Skalierung eines solchen Recyclingprozesses dauert natürlich. Damit einher gehen komplexe Anforderungen an Forschung und Entwicklung. Hier hilft uns unter anderem die Digitalisierung der Chemie durch fortgeschrittene Simulationsmethoden. Sprich, wir können durch digitale Prozesssimulationen sehr viel schneller Verfahren entwickeln, die die Kunststoffe wieder in ihre Einzelbausteine zerlegen.“

Was tut Covestro auf der Rohstoffebene, um hier alternative Rohstoffe direkt bei der Produktion einzubringen?

„Statt die Produktion für jedes Produkt umzustellen, setzen wir auf Lösungen wie das Recycling, um durch die Rückführung der Kunststoffe fossile Rohstoffe zu ersetzen. So schützen wir natürliche Ressourcen und tragen zur Klimaneutralität bei. Eine weitere Lösung ist die Nutzung von massebilanzierten Rohstoffen. Hierbei werden Rohstoffe aus nachhaltigen Quellen eingesetzt – und bereits bei Produktionsbeginn erfasst. Ein massebilanziertes Produkt enthält einen Anteil an Rohstoffen, die aus nachhaltigen Quellen stammen, auch wenn es sich nicht ausschließlich aus diesen Rohstoffen zusammensetzt. So müssen wir bei Covestro nicht jede Produktion umstellen, sondern können auf diese Weise unsere Produktion schrittweise nachhaltiger machen.“

Zu guter Letzt: Wo stehen wir bei der Kreislaufwirtschaft?

„Das ist eine gute Frage. Politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich gesehen, bewegen wir uns alle in dieselbe Richtung, und das ist schon sehr gut. Können wir die Kreislaufwirtschaft von heute auf morgen umsetzen? Eher nicht, denn die gesamte Wirtschaft hat sich jahrzehntelang auf lineare Prozesse eingestellt. Das lässt sich nicht über Nacht transformieren. Aber: Wir haben die Technologie, die Digitalisierung auf unserer Seite, die unsere Transformation beschleunigt. Was wir klar gesehen haben, auch im Dialog mit den Experten beim Handelsblatt: Kreislaufwirtschaft als Konzept erfährt nicht nur einen gesellschaftlichen Auftrieb, auch der Kapitalmarkt sieht sie als wesentlichen Performance- und Investmenttreiber. Wir haben also eine sehr gute Ausgangssituation, die wir weiter nutzen sollten, um unsere Vision der Kreislaufwirtschaft voranzutreiben.“


Das Handelsblatt hat unseren Leiter Innovation und Nachhaltigkeit, Torsten Heinemann eingeladen, zu erklären, wie „Kreislaufwirtschaft – Innovatives Recycling“ bei Covestro funktioniert. Hier geht es zum Livestream: Im Handelsblatt-Livestream: Erfolgsfaktor Circular Economy

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