15
Juni
2023
|
10:30
Europe/Amsterdam

Kreislaufwirtschaft: Gemeinsam voran!

Written by: Sirin Emre-Flender
Zusammenfassung

Seit 2020 folgt Covestro seiner Vision und will vollständig kreislauffähig werden. Mit unserer Strategie Sustainable Future haben wir 2021 das Thema Nachhaltigkeit noch fester in unser Denken und Handeln verankert.

Wir sind der festen Überzeugung, dass lineare Verhaltensmuster ausgedient haben. Reduce, reuse, recycle muss als nachhaltiges Wirtschaftsprinzip umgesetzt werden.

Aber – wie genau kann man die Kreislaufwirtschaft in der Umsetzung weiter beschleunigen? Wir haben bei unserem Head of Circular Economy, Dr. Christian Haessler, nachgefragt.

Lieber Christian, momentan stehen die Schattenseiten von Kunststoffen wieder verstärkt im Blickpunkt. So haben die UN gerade erneut zum Thema Plastikmüll in Paris konferiert, in Deutschland ist kürzlich das Buch „Die Plastiksucht“ erschienen, und auch der Deutsche Pavillon der Architekturbiennale Venedig widmet sich dem Thema Abfall und Entsorgung. Allen ist klar: Es ist Zeit für einen Wandel. Woher nimmst du die Zuversicht, dass die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft gelingt?

Ich bin zuversichtlich, weil eben so viel passiert. All die genannten Punkte zeigen doch: Wir beschäftigen uns immer mehr, in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gebieten, mit dem Thema Kreislaufwirtschaft. Ich würde sagen, dass Kreislaufwirtschaft in allen unseren Stakeholder Gruppen, sei es die Politik, Investoren, die Industrie oder wir alle als Gesellschaft, immer höher auf die Agenda rückt. Und das führt uns vor allem eines vor Augen: Wir alle wollen weg von den bestehenden linearen Mustern: herstellen, konsumieren, wegwerfen. Wir wollen hin zu Lösungen, die unseren Planeten und uns weiterbringen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen, denn die Chemie und andere Industrien haben sich jahrzehntelang auf fossile Rohstoffe eingelassen und diese linearen Wertschöpfungsketten optimiert. Wir sind schon schnell in dem Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft, aber bestehende Systeme gesamtwirtschaftlich umzubauen, wird seine Zeit brauchen. Wir sehen aber: Die ressourcenintensiven Industrien bewegen sich in die gleiche Richtung. Das gibt mir große Zuversicht.

Was muss denn deiner Meinung nach trotzdem geändert werden – woran arbeitest du mit Hochdruck?

Ich habe im Mai als Teilnehmer an der Webdiskussion ReCall Industrie vom Handelsblatt mit unterschiedlichen Akteuren gesprochen. Hier hat sich ebenfalls gezeigt, dass wir vieles schon vorantreiben, und zwar gemeinsam. Aber eben auch, dass wir uns in der gesamten Wertschöpfungskette nochmal mehr anstrengen sollten, um noch enger zusammenzuarbeiten.

Ich habe drei Forderungen zur Beschleunigung erläutert, die uns bei Covestro derzeit beschäftigen:

  1. Wir brauchen mehr Freiräume. Technologieoffenheit, d.h. neue Technologien, sind unabdingbar für die Entwicklung neuer Recyclingverfahren. Nicht alle Kunststoffe lassen sich mit heutigen Recyclingverfahren wieder in wertvolle Rohstoffe verwandeln und das muss unser Ziel sein. Wir brauchen neue Recyclingverfahren vor allem für langlebige ressourcenschonende Kunststoffe, die für eine nachhaltige Zukunft in praktisch allen Industrien entscheidend sind.
  2. Wir brauchen stärkeren Rückenwind. Staatliche Förderung für neue Technologien und Recyclingquoten – und zwar an verschiedenen Stellen in der Wertschöpfungskette – können dabei helfen. Denn diese erzeugen wiederum verstärkte Zusammenarbeit und Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies betrifft große industrielle Unternehmen genauso wie Start-ups. Wir brauchen dringend diesen „Innovationspush“ in der gesamten Industrie für Deutschland und Europa.
  3. Wir müssen mehr erklären. Kreislaufwirtschaft ist auch gesellschaftlich eine Riesenaufgabe. Wir als Gesellschaft und Endkunden sind ja integraler Bestandteil des Kreislaufs. Nur wer gut versteht, worum es dabei geht, wo die Vorteile und Herausforderungen liegen und wie man auch persönlich beitragen kann, ist auch gerne dabei.

Und wie genau trägst du mit deinem Team dazu bei?

Ich denke, das Unternehmen Covestro steht schon jetzt vollständig hinter der Kreislaufwirtschaft. In allen Bereichen wird an der Umsetzung gearbeitet und wir sind da wirklich gut vorangekommen. Jetzt ist nach der Initiierung der Kreislaufwirtschaft die Entwicklung einer klaren Roadmap für die nächsten Jahre und sogar Jahrzehnte nötig, bei allen Unwägbarkeiten einer Transformation. Die Roadmap skizziert den Weg, um vollständig kreislauffähig – und klimaneutral, beides geht Hand in Hand – zu werden. Wir unterstützen alle anderen Abteilungen dabei als Kompetenzzentrum, legen auch z.B. langfristige Ziele und KPIs fest, initiieren Partnerschaften oder führen selektiv Themen wie z.B. die Etablierung des Massenbilanzverfahrens bei Covestro auch selbst. 

Wir müssen uns verändern und eine gesamtgesellschaftliche Transformation hinbekommen. Das fängt im Unternehmen bei uns an und muss unser aller Ziel sein.


Den Webtalk des Handelsblattes ReCall Industrie können Sie hier nochmal ansehen: Circular Economy in der Chemieindustrie (vimeo.com)

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