05
Oktober
2023
|
11:58
Europe/Amsterdam

Fortschritt an der Basis stärken

Zusammenfassung

Innovation ist der rote Faden der Menschheitsgeschichte. Aber die Basis für Fortschritt muss stabiler werden: durch mehr Faktenorientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung und Wissenschaftsakzeptanz.

Written by: Stefan Mechnig

Der innere Skeptiker, er regiert uns allzu gern. Wir sehen die Dinge oft eher negativ, liegen mit unseren Einschätzungen über den Zustand der Welt daneben. Wer hätte etwa auf Anhieb gewusst, dass mittlerweile über 90 Prozent der Menschen Zugang zu Elektrizität haben? Dass die extreme Armut bis zur allgemeinen Verschlechterung durch die Corona-Krise stetig zurückgegangen ist? Dass die Pocken – über Jahrtausende eine Geißel – in gerade mal einem Jahrzehnt ausgerottet wurden durch eine globale Impfkampagne?

Bei allen Rückschlägen, Umwegen und selbstgemachten Problemen wie dem Klimawandel – und einmal losgelöst von den akuten Krisen – zeigt sich: Die Geschichte der Zivilisation ist, auf längere Sicht gesehen, eine Geschichte des Fortschritts, der technologischen Innovationen und sozialen Errungenschaften.

Im kürzeren Horizont ist die Menschheit allerdings längst nicht da, wo sie sein will – und sein könnte. So ist die Agenda 2030 für eine ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Welt zur Halbzeit ein bloßes Fragment: Von den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen sind bis 2023 nur zwölf Prozent verwirklicht.

Dabei hapert es nicht an den grundsätzlichen menschlichen Fähigkeiten, an Ideenreichtum und Erfindungskraft. Es hapert eher an den gesellschaftlichen Grundlagen für Fortschritt und Innovation. Sie sind häufig nicht stark genug. Mehr noch: Drei ineinandergreifende Sphären drohen sogar schwächer zu werden: die Bereitschaft zum konstruktiven, rationalen Dialog, die naturwissenschaftliche Bildung sowie die Akzeptanz und der Spielraum der Wissenschaft.

Die Wirtschaft kann und muss sich stärker einbringen

Tendenzen, denen die Wirtschaft etwas entgegensetzen könnte und sollte. Denn sie ist ein einflussreicher gesellschaftspolitischer Akteur, dem relativ viel Vertrauen entgegengebracht wird. Covestro will jedenfalls als wissenschaftsbasiertes, offenes Unternehmen mit einer positiven Grundeinstellung diese Themen stärker ansprechen. Es gilt, den Wert von technologischem und sozialem Fortschritt zu vermitteln und Innovation greifbar zu machen.

Dringend nötig ist ein stärkeres Eintreten für faktenbasiertes, lösungsorientiertes Denken und Handeln. Das hat in Zeiten zunehmender sozialer Fragmentierung und Desinformation einen schweren Stand. Die Flut an Daten und Meinungen, die Komplexität von Themen und Problemen führt bei vielen Menschen zu Orientierungslosigkeit, Verunsicherung und Lagerdenken. Das fördert wiederum die Neigung zu scheinbar einfachen Lösungen. Damit ist Falschbehauptungen, Halbwahrheiten und Verschwörungsideologien Tür und Tor geöffnet.

Ohne Faktenbasis und rationalen Diskurs kommen jedoch Bildung und Wissenschaft nicht weiter. Zudem sind die Bildungssysteme vielfach weder zukunftsweisend noch zugänglich genug. Das UN-Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung braucht viel mehr Widerhall. Vor allem müssen die Naturwissenschaften im Unterricht einen größeren Stellenwert bekommen. Schließlich könnte es Microsoft zufolge bis 2030 weltweit 50 Millionen offene Stellen für MINT-Positionen geben. Covestro will vor diesem Hintergrund das Interesse an Naturwissenschaften fördern und ist zum Beispiel Partner der Organisation greenlight4girls, um Mädchen für MINT-Fächer zu begeistern.

Eng verbunden mit Bildungsmängeln und Faktenferne ist das Thema Wissenschaftsakzeptanz. Zwar ist das Vertrauen in die Wissenschaft weltweit recht hoch; in der EU etwa sehen laut dem Eurobarometer 2021 neun von zehn Befragten den generellen Einfluss von Wissenschaft und Technologie positiv. Gleichwohl steigt die Wissenschaftsskepsis – nach einer Zunahme an Glaubwürdigkeit in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie – inzwischen wieder an, wie dem State of Science Index 2022 von 3M zu entnehmen ist.

Auf der anderen Seite vollzieht sich wissenschaftlicher Fortschritt langsamer statt schneller. Die Wissenschaft folgt eher ausgetretenen Pfaden und optimiert vorhandenes Wissen; disruptive Durchbrüche werden selten. Nötig wäre mehr Spielraum, um unkonventionellen Ideen nachzugehen und sich die nötigen Umwege und mitunter auch Irrwege leisten zu können.

Mehr Freiraum, Effektivität und Akzeptanz: Dazu braucht es die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Ein Thema, das sich auch die Chemieindustrie auf die Fahne geschrieben hat. So unterhält Covestro rund um den Globus strategische Partnerschaften mit renommierten Hochschulen und unterstützt zum Beispiel in Deutschland über den Stifterverband die Wissenschaftskommunikation.

Wenn gemeinsame Erfolge und Innovationen stärker herausgestellt werden, trägt das hoffentlich dazu bei, Lethargie abzuschütteln, Bildung attraktiver zu machen und dem Fortschritt neue Impulse zu geben.

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