20
Juli
2023
|
15:34
Europe/Amsterdam

Ein „Pinguin“ mit Solarantrieb

Written by: Inga Bargende
Zusammenfassung

Was für ein tolles Gefühl, wenn das, worauf man lange Zeit hingefiebert hat, endlich Realität wird! Mit großer Vorfreude hat sich Dr. Inga Bargende gemeinsam mit zahlreichen KollegInnen von Covestro am 5. Juni auf den Weg nach Aachen zur Enthüllung des neuen Sonnenwagens gemacht. Hier beschreibt sie, wie sie die Enthüllung erlebt hat.

Nun war es also soweit: 5. Juni, 17 Uhr. Aachen. Eurogress. 800 Gäste. Darunter fast 30 TeilnehmerInnen von Covestro. Auf der Bühne verhüllt mit einem schwarzen Tuch: der neue Sonnenwagen. 

Nach Reden von Prof. Malte Brettel (RWTH Aachen), Prof. Bernd Pietschmann (FH Aachen), Nico Michels (Siemens) sowie Etienne Pudell und Florian Fröhlich (Mercedes-Benz) wird das „Making of“ Video des neuen Sonnenwagens gezeigt. Gänsehaut pur! Man kann die Energie, die die Studierenden in die Entwicklung und den Bau des neuen Sonnenwagens gesteckt haben, förmlich spüren. Es breitet sich ein Gefühl von ungemeinem Stolz in mir aus, dann kommt die Ungeduld – ich will den neuen Sonnenwagen endlich sehen. Und schon läuft der Countdown zur Enthüllung des neuen Autos: 10, 9, ... 3, 2, 1. Absolute Stille. Langsam wird das schwarze Tuch vom Auto gezogen. Der neue Sonnenwagen ist enthüllt. Über dem Auto der Name “Covestro Adelie”. Die Begeisterung ist riesig, der ganze Saal bebt vor Applaus. Dann erscheinen Fragezeichen in den Gesichtern der Gäste. Was bedeutet Adelie? Und wie spricht man den Namen überhaupt richtig aus? 

Ein Foto eines Pinguins erscheint auf der Leinwand. Dann wird aufgeklärt: Es handelt sich um den Adeliepinguin, einen besonders aerodynamischen Pinguin (Fun Fact: Aufgrund seiner außerordentlichen Stromlinienform kann ein Adeliepinguin mit der Energie einer Mahlzeit von nur 1,2kg seiner Lieblingsspeise, den Krill-Garnelen, eine Strecke von 120 km schwimmen). Für das Team also der ideale Name für ihr neues Solarauto. Denn die Aerodynamik des Solarautos ist eine der relevantesten technischen Features. Schon kleinste Designänderungen können eine Erhöhung des Luftwiderstandes zur Folge haben; das gilt es natürlich zu vermeiden. Nach über 600 Modelldesigns und mehr als 200.000 Stunden Simulationsarbeit hat es das Team geschafft, den Luftwiderstand der „Covestro Adelie“ im Vergleich zum Vorgängermodell, dem Covestro Photon, um 20 % zu reduzieren. Mit außerordentlicher Begeisterung stellen die einzelnen Teamleiter ihre Entwicklungen vor, die „Covestro Adelie“ zum Sieg des härtesten Solarrennens der Welt, der World Solar Challenge in Australien, verhelfen sollen. 

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„Diese jungen Köpfe bringen den Geist von "Nichts ist unmöglich" auf die nächste Ebene.“ © Covestro

Die Zahlen sind beeindruckend: 16 % Gewichtsreduktion der Struktur und 20 % Gewichtsreduktion des Fahrwerks (der Wagen wiegt nur noch 130 kg!), 567 Solarzellen, die bei einer 96-prozentigen Flächenausnutzung eine Peakleistung von mehr als 1kW erzeugen können, 600 km Reichweite der Batterie ohne Energiezufuhr über Solarzellen (da wurde wahrscheinlich auch der eine oder andere Automobilhersteller im Saal blass vor Neid), 96 % Gesamteffizienz des Antriebsstranges. Auch zur Verbesserung der Fahrstrategie wurden einige Entwicklungen getätigt. So werden „Covestro Adelie“ und das sogenannte „Strategy Car“ während des Rennens über Telemetrie kommunizieren, es werden Wetterdaten in Echtzeit ausgewertet, und über ein Fahrzeugmodell werden in kürzester Zeit Optimierungsvorschläge an den Fahrer des Sonnenwagens gespielt. Professioneller geht es wohl kaum. 

Dass Covestro nicht nur auf dem Sonnenwagen steht, sondern auch drin ist, macht mich besonders stolz. Gemeinsam mit meinem Kollegen Daniel Steinke darf ich das Projekt Sonnenwagen seitens Covestro seit Beginn dieses Jahres leiten. Für uns stehen seitdem der intensive Austausch mit den Studierenden aus Aachen und die Identifikation von Materiallösungen für den Sonnenwagen an erster Stelle. Im neuen Sonnenwagen wurden Polycarbonat für die Batterieeinhausung, TPU für die Sitzschalenauskleidung sowie diverse Rohstoffe zum Verkleben der einzelnen Komponenten und zur Fertigung der Struktur verwendet. Als Teil des Growth Business Textiles bin ich mindestens genauso glücklich darüber, dass wir das Team auch abseits des Autos mit unseren nachhaltigeren Materialien ausstatten konnten. In Kooperation mit einem Innovationspartner wurden gänzlich individuelle Sonnenwagen-Schuhe gefertigt, noch dazu Shorts, bei denen unsere biobasierten Polyurethandispersionen zum Einsatz kamen. 

Es war (und ist immer noch 😊) eine großartige Erfahrung, mit dem Team Sonnenwagen zu arbeiten – seine Leidenschaft, sein Teamgeist, sein Fleiß und sein immenser Antrieb sind wirklich ansteckend. Die Zusammenarbeit hat mir gezeigt, dass "anders denken" der Schlüssel ist, um die Grenzen in Richtung einer nachhaltigeren Zukunft zu verschieben! 

Jetzt steht das Team Sonnenwagen kurz vor dem Abflug nach Australien. Dort erwarten sie noch ein Monat Testfahren unter Realbedingungen und ein letztes Fine-Tuning. Dann wird das Team Sonnenwagen mit der „Covestro Adelie“ gegen 41 andere Teams aus der ganzen Welt antreten. Es gilt, die 3022 km lange Strecke zwischen Darwin und Adelaide zu bewältigen. 

Ich bin mir sicher, dass nicht nur die „Covestro Adelie“, sondern insbesondere auch der Siegeswille und der Zusammenhalt des Teams dazu beitragen werden, dass sich die Studierenden nach Zieleinfahrt auf dem obersten Treppchen wiederfinden werden. Die Vorfreude darauf, das Rennen (wenn auch nur aus der Ferne) zu verfolgen, steigt von Tag zu Tag. Ich drücke euch die Daumen, Team Sonnenwagen – ihr habt es verdient zu gewinnen! 

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