05
April
2023
|
14:01
Europe/Amsterdam

Der neue Sonnenwagen kommt

Zusammenfassung

Das Team Sonnenwagen Aachen kämpft auch 2023 um den Sieg bei der World Solar Challenge. Bei einem Werkstattbesuch haben Covestro-Mitarbeitende bereits erste Blicke auf Bauteile des neuen Solarwagens erhaschen können. Covestro-Projektleiter Daniel Steinke erzählt.

Written by: Daniel Steinke

20230331_The-new-Sonnenwagen-will-be-ready-soon___Daniel_Steinke_1Ganz schön kalt hier! Der Gedanke schießt einem sofort in den Kopf, wenn man die unbeheizte Lagerhalle im Aachener Industriegebiet betritt. Das Team Sonnenwagen werkelt hier von früh bis spät am neuen Solarautomodell. Gerade fügen zwei der Studierenden millimetergenau zwei Werkteile zusammen und fixieren sie mit Schraubklemmen. Etwas abseits wertet eine andere Gruppe an ihren Laptops die neusten Batteriemessergebnisse aus. Im hinteren Teil der Halle bewegt sich surrend der computergesteuerte Arm einer Fräse und arbeitet ein neues Bauteil aus einem massiven Polyurethanblock heraus.

Ein paar Covestro-Kollegen und ich sind zu Besuch bei dem Team aus Studierenden der RWTH und FH Aachen, und das Bild das sich uns bietet, ist überraschend - zumindest für jemanden wie mich, der noch nie mit Solarmobilität zu tun hatte. Die Gruppe aus jungen Leuten in ihren 20ern arbeitet äußerst professionell und ist wie ein richtiges Unternehmen strukturiert: mit verschiedenen Teams, Teamleitern und einem Vorstand. Es gibt detaillierte Projektpläne und Verfahrensbeschreibungen für jeden einzelnen Arbeitsschritt.

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Covestro ist Hauptsponsor des Projektes. Das Unternehmen begleitet die Studierenden schon seit Jahren bei der Entwicklung eines immer besseren Solarautos. Die langjährige Partnerschaft zahlt sich aus: Über die Jahre hinweg kamen immer wieder Materialien von Covestro im Sonnenwagen zum Einsatz – und das Solarauto wurde von mal zu mal besser. Derzeit gestaltet das Team einen neuen Sonnenwagen für das härteste Solarauto-Rennen der Welt quer durch die Wüste. Ende Oktober ist es so weit: Es geht zur World Solar Challenge in Australien. 

Vorher muss der Wagen fertig werden. Von der groben Form arbeiten sich die Studierenden bis in die kleinsten Details rund um Aerodynamik, Mechanik und Elektronik vor. Seit Anfang des Jahres entstehen die ersten Bauteile in der eigens angemieteten Werkstatt. Die Zeit ist knapp, schließlich möchte das Team am 05. Juni bei einem feierlichen „Event“ den neuen Sonnenwagen vorstellen. Um den Zeitplan einzuhalten, arbeiten die Studierenden sogar in Schichten. Alle sind Feuer und Flamme und geben alles: Sie nehmen das Projekt sehr ernst.

Covestro begleitet das Team auf seinem Weg. Dafür gibt es alle zwei Wochen ein virtuelles Meeting mit mir als Covestro-Projektleiter, meiner Co-Projektleiterin Inga Bargende und den Aachener Studenten. Regelmäßig nehmen auch Covestro-Spezialisten aus unterschiedlichen Fachbereichen teil und unterstützen mit Know-how und Materialexpertise. Ich mag die Meetings immer sehr, weil die Atmosphäre vertrauensvoll und offen ist. Es sind ehrliche Fachgespräche über die Vor- und Nachteile von bestimmten Lösungen.

Die Aachener Studierenden achten darauf, dass die konkreten Pläne geheim bleiben. Die Form der Karosserie lässt sich bei unserem Besuch in der Werkstatt nur erahnen und bleibt auch für uns vorerst ein Geheimnis. Für das diesjährige Rennen fräst das Team in einem mehrstufigen Prozess die Karosserieform aus Polyurethanblöcken. Danach glätten die Studenten noch weiter per Hand die letzten Unebenheiten mit Schleifpapier.

Lina aus dem Vorstand des Sonnenwagen Teams erklärt warum: “Jede Unebenheit auf der Oberfläche erhöht den Luftwiderstand und kostet im späteren Rennen wertvolle Sekunden“. Die vorgeschliffenen Blöcke werden anschließend mit Carbon-Matten ausgelegt, die als eigentliche Form für die finalen Karosserieteile dienen. 

Auch beim Antrieb und den Batterien - dem Herz des Wagens - sind die Aachener genau. Bei dem Antrieb wollen die Studierenden keine Kompromisse eingehen und optimieren ihn ständig. Sie haben unzählige Versionen des Stators (ein wichtiges Bauteil des Elektromotors) entworfen, fertiggestellt, getestet, wieder verworfen und weiter verbessert. Um im Rennen alles aus dem Wagen herauszuholen zu können, prüfen die Elektroingenieure jede Batteriezelle einzeln auf ihre Funktion und ob sie die versprochene Leistung bringt. Später im Rennen kann dieses Detailwissen den entscheidenden Vorsprung bedeuten und den Sieg bringen.

Anfang Juni stellt das Team den neuen Wagen zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor, danach bleiben dem Team noch ca. 3 Monate für ausgiebige Testläufe, bevor der neue Sonnenwagen auf seine lange Reise nach Australien geschickt wird. Dort hat das Team noch einige Wochen Zeit für die letzten Abstimmungen, bevor am 22.10. die World Solar Challenge in Darwin startet. 

Live vor Ort dabei sein, kann ich dann wahrscheinlich nicht. Aber ich werde das Rennen online verfolgen und am PC mitfiebern. Ziel ist natürlich Platz eins. Und ich bin mir sicher: Mit dem Engagement und Einsatz schaffen sie das auch! 

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