Angesichts der Tatsache, dass Korallenriffe doppelt so schnell verschwinden wie der Regenwald, ist für Gator klar, dass die Restauration der Korallen in Form eines gewinnorientierten Unternehmens angegangen werden muss. Aktuell erwirtschaftet Coral Vita seine Einnahmen in zwei Bereichen. Zum einen betreibt es die Korallenfarm auf Grand Bahama, die als Touristenattraktion angelegt ist. Gegen einen Obolus können Besucher hier auch eine Korallenpatenschaft übernehmen. Zum anderen erhält das Unternehmen Mittel von Ferienresorts und Unternehmen, die in der Nähe von Korallenriffen liegen und von ihrem Schutz profitieren.
Im letzten Teil unseres Interviews erklärt uns Gator, warum Nachhaltigkeit mit dem Streben nach Gewinn in Einklang gebracht werden muss, um die Riffe zu retten, die Wirtschaft zu unterstützen und unseren Planeten zu bewahren.
Coral Vita ist ein gewinnorientiertes Unternehmen – keine NGO, keine Wohltätigkeitsorganisation und kein Spendensammelverein. Aber Sie verfolgen durchaus wohltätige Ziele. Warum haben Sie Ihr Projekt in Form eines Unternehmens aufgezogen?
Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, die Restauration der Korallenriffe zu einem Geschäftsmodell zu machen. Wir sehen, dass 50 % weltweit bereits abgestorben sind. Und wir schätzen, dass es bis 2050 mehr als 90 % sein werden.
Wow...
Das Absterben der Riffe ist ein riesiges globales Problem. Um hier wirklich etwas zu bewirken und die Korallenriffe der Erde für die kommenden Generationen zu erhalten, muss die Restauration der Riffe zu einem Wirtschaftszweig werden. Wir brauchen Stakeholder, die in ihre Restauration investieren – und es gibt kaum etwas Wertvolleres, in das sie investieren könnten. Der wirtschaftliche Nutzen, den diese Riffe generieren, ist enorm.
Sprechen wir doch mal über diesen Nutzen. Wer sind Ihre Kunden und was bieten Sie an?
Wir bieten die Restauration von Riffen an, und unsere Kunden sind alle, die von einem gesunden Riff profitieren. Im kleineren Maßstab sind das zum Beispiel Ferienresorts, Hotels, Immobilienentwickler oder Kreuzfahrtgesellschaften. Im größeren Maßstab könnten es Regierungen, internationale Entwicklungsagenturen, Großkonzerne oder die Versicherungsbranche sein, die vom Küstenschutz durch die Riffe profitiert.
Weil die Riffe bei Stürmen große Wellen abfangen?
Genau. Die Riffe sind ein natürlicher Wellenbrecher. Der beste Wellenbrecher, der jemals auf der Erde erbaut wurde, besteht aus Korallen. Bei Sturmfluten und Wirbelstürmen brechen die Wellen an den Korallen und nicht an Land. Doch wenn das Korallenriff abstirbt, erodieren diese Wellen die Küste und zerstören Gemeinden.
Das klingt, als könnten Sie mit Ihrem Geschäft auch wunderbar als Mafioso arbeiten. [Lacht] Sie könnten einfach auf den Entwickler eines Resorts an der Küste zugehen und sagen: „Sie haben hier aber ein hübsches Resort. Es wäre doch eine Schande, wenn ihm etwas zustoßen würde.“
[Lacht] Tja, leider bekommen die Gemeinden die Konsequenzen schon heute zu spüren. Auf Grand Bahama – der Insel, auf der wir arbeiten – hat das größte Resort und Kasino wegen Wirbelsturmschäden bereits geschlossen. Außerdem musste die Regierung am Strand einen riesigen Wellenbrecher bauen, weil eine Straße durch die Erosion weggespült wurde. Diese Schäden lassen sich teilweise auf die Zerstörung der Riffe vor der Küste zurückführen.
Wie stehen Sie zu dem Konzept des Gleichgewichts zwischen geschäftlichem Wachstum und positiver Umweltbilanz? Es scheint erreichbar zu sein, aber auch Fälle zu geben, in denen es das nicht ist?
Geschäftliche Interessen gehen oft zulasten der Umwelt, aber ich denke, letztlich ist das für beide Bereiche von Nachteil. Wenn Unternehmen die ökologischen Auswirkungen ihrer Arbeit ignorieren, wird ihre Tätigkeit in unserer zerstörten Umwelt künftig generell weniger rentabel und auch schwieriger sein. Der Klimawandel passiert so schnell. Um eine nachhaltigere Wirtschaft aufzubauen, sind wir dringend auf die Stärke der Wirtschaft und der Technik angewiesen. Wir müssen uns nur bewusst dafür entscheiden, diese Stärke positiv zu nutzen.