01
August
2022
|
12:21
Europe/Amsterdam

Rethink Work Podcast trifft Sophie von Saldern, Global Head of HR bei Covestro

Verfasst von: Sirin Emre-Flender

Liebe Frau von Saldern, Sie waren zu Gast beim Rethink Work Podcast des Handelsblatts. Hier stehen Themen wie neue Führung, neue Arbeitsmodelle, Purpose und die Veränderungen der Arbeitnehmerwelt durch Megatrends wie Digitalisierung auf der Agenda. Als globale Leiterin HR von Covestro: Welches der Themen steht ganz oben auf Ihrer Agenda?

Wenn Sie mich so fragen, dann muss ich erstmal sagen: Ganz oben auf meiner Agenda stehen nach wie vor die belastenden Zeiten, durch die wir alle gerade gehen. Der Ukraine-Krieg hat Europa weiter im Griff, die möglichen Auswirkungen der Gassituation auf Privathaushalte, auf energieintensive Branchen wie die Chemieindustrie und damit auch auf Covestro und unsere Mitarbeitenden beschäftigen uns jeden Tag. Unsere Mitarbeitenden erleben dadurch eine herausfordernde Zeit, da unterstützt das HR-Team an ganz unterschiedlichen Stellen.

Und dennoch treiben wir Themen wie New Work, neue Führung und die Transformation bei Covestro weiter voran. Insofern habe ich mich sehr gefreut, dass ich über diese Facette von HR, über unser Verständnis von Führung und auch meine persönlichen Erfahrungen sprechen konnte.

Bevor Sie Ihre Karriere im HR-Bereich starteten, waren Sie Nationalspielerin im Basketball und Profisportlerin. Das wird auch im Podcast thematisiert. Werden Sie oft auf Analogien zum Profisport in Ihrer Rolle als Global Head of HR angesprochen?

Es gibt im Personalbereich Themen, bei denen es starke Parallelen zwischen Sport und Wirtschaftsleben gibt und beide Bereiche voneinander lernen können. Teamgeist und -führung, Rückschläge, Leistung und Motivation gehören unter anderem zu diesen Themen, zu denen ich manchmal nach meiner persönlichen Vergangenheit gefragt werde. So haben wir bei Covestro ein Personalentwicklungskonzept für Führungskräfte aufgesetzt, das wir ab September diesen Jahres ausrollen wollen. Unter „Moments that matter“ möchten wir unsere Führungskräfte weiter sensibilisieren, welche Momente im Leben eines Mitarbeitenden von entscheidender Bedeutung sind. Im Arbeitsleben sind solche Momente beispielsweise Krankheitsfälle in der Familie oder ein Beförderungsgespräch. Hier muss ich als Führungskraft zu 150 % für mein Team da sein. Diese Momente und unser Umgang damit sind sehr prägend, wenn wir auf Mitarbeitendenloyalität blicken.

Derzeit dreht sich viel um Leistung, Überforderung und Gleichzeitigkeit. Wie helfen Sie den Teams bei Covestro, mit dem Leistungsgedanken umzugehen?

In dem wir uns klar mit dem Begriff Leistung auseinander setzen. Leistung ist kein stabiles Konstrukt. Das sollten wir uns regelmäßig vor Augen führen. Jeder und jede von uns ist nicht immer gleich leistungsfähig. Hierzu sollte es erstmal einen Konsens geben, so viel Ehrlichkeit erwarte ich auch von unseren Führungskräften. Was aber auch klar sein muss – es gibt entscheidende Momente, in denen Leistung abrufbar sein muss. Hier liegt in unserem Personalentwicklungskonzept, das wir ab September ausrollen wollen, ein starker Fokus.

Im Sportvergleich ist das eindeutig, was ich meine. Ein Training erfordert eine andere Leistung als ein Spiel, ein Spiel wieder eine andere als eine Meisterschaft, das lässt sich fortführen. Im Unternehmen haben wir oft eine zu stabile Vorstellung von Leistung bei Menschen. Dies entspricht für mich einfach nicht der Realität. Jede Sportlerin und jeder Sportler setzt sich auseinander mit der eigenen Leistung, aber eben nicht nur mit Blick auf eine Saison, sondern auf Wochen, auf Tage oder gar auf einzelne Trainingsminuten. Sogar innerhalb eines Tages kann die Leistung schwanken. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen führen.

Ein weiteres Thema, bei dem ich gerne einen Vergleich ziehe: Regeneration. Durch die Erholung werde ich im Sport noch leistungsfähiger. Das Zusammenspiel zwischen Be- und Entlastung muss harmonieren und ausbalanciert sein. Das kommt in der Unternehmenswelt oft zu kurz. Klar, die Verfügbarkeiten durch mobiles Arbeiten, die ständige Gleichzeitigkeit verführen auch. Wir müssen selbst aber auch innehalten, uns Zeit zum Reflektieren nehmen und Zeit zum Auftanken. Und das für unsere Kolleginnen und Kollegen aktiv einplanen. Sowohl um leistungsfähig als auch um gesund zu bleiben. Besonders in unseren unruhigen Zeiten müssen wir ein starkes Augenmerk darauf haben, dass es unseren Mitarbeitenden gut geht.

Hier geht es zu dem Podcast ›