70 Jahre Polycarbonat

Manchmal braucht es nur zwei Monate, um die Welt auf den Kopf zu stellen. Hermann Schnell (1916 – 1999) hat genau das gemacht. Der Chemiker wechselte 1953 in das wissenschaftliche Hauptlabor des damaligen Bayer-Werkes in Krefeld-Uerdingen. Wenige Wochen später entwickelte der akademische Ziehsohn von Nobelpreisträger Hermann Staudinger das weltweit erste Polycarbonat - der Beginn einer weltweiten Erfolgsstory.

Schnell ließ sich seine revolutionäre Erfindung noch im gleichen Jahr patentieren. Die Urkunde datiert auf den 16. Oktober 1953 zurück. Was Schnell zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte: Unter dem Markennamen Makrolon® sollte das Polycarbonat in den kommenden Jahrzehnten das Leben von Millionen von Menschen weltweit bereichern – und ein Ende der Erfolgsstory ist nicht abzusehen. Der Covestro-Standort in Krefeld-Uerdingen spielt dabei bis heute eine entscheidende Rolle.

„Bruchfest, widerstandsfähig und einfach zu verarbeiten - Polycarbonat hat zahlreiche außergewöhnliche Eigenschaften und ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Sein Erfolg ist eng mit unserem Standort in Krefeld-Uerdingen verbunden. Und die Zukunft sieht ebenfalls vielversprechend aus: Mit den klimaneutralen* Makrolon® RE-Typen machen wir einen weiteren großen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft.“

Dr. Thorsten Dreier

CTO Covestro

Auch wenn Polycarbonat mittlerweile an unterschiedlichen Standorten weltweit hergestellt wird – es ist und bleibt ein Krefelder Original. Doch was macht den Covestro-Werkstoff so besonders? Seine hervorragenden Eigenschaften! Makrolon® ist robust, leicht und transparent. Darüber hinaus lässt es sich einfach verarbeiten. Außerdem behält das Material seine Ursprungsgröße in wechselnden Umgebungsbedingungen bei – zum Beispiel bei sehr hohen oder niedrigen Temperaturen.

Gleichzeitig besticht Polycarbonat aber auch durch seine ästhetischen Vorzüge. Denn Makrolon® kann in verschiedenen Farben geliefert werden und ist vielseitig einsetzbar. Vor allem für das Design von ansprechenden Oberflächen eignet es sich besonders – und hilft den Covestro-Kunden damit, vollkommen neue Trends zu setzen. All das macht Makrolon® so beliebt bei Herstellern von Autoteilen, Sportausrüstung, Elektronik, Brillen, Medizingeräten und vielen weiteren Produkten.

Das Polycarbonat Makrolon® begründete nach seiner Entdeckung 1953 eine völlig neue Kunststoffklasse.

Werkstoff mit vielen Talenten

Dabei öffnet Makrolon® die Tür für immer neue Innovationen. In der Automobilindustrie ermöglicht der Covestro-Werkstoff zum Beispiel eine größere Designfreiheit auf dem Weg zur Elektromobilität. Viele Hersteller vertrauen daher seit Jahren auf die Materiallösungen des Unternehmens. Sowohl der BMW iX als auch der Ford Mustang Mach E GT rollen bereits mit Polycarbonat-Teilen über die Straßen.

Und auch die Medizintechnik macht dank Makrolon® stetige Fortschritte. Gerade für die Entwicklung von Diagnosegeräten spielt der Werkstoff eine unverzichtbare Rolle. Dank seiner Biokompatibilität und Sterilisierbarkeit kann er etwa problemlos in Geräten zur Überwachung und Behandlung von Diabetes eingesetzt werden. Laut einer Studie der University of Washington werden 2050 weltweit schätzungsweise 1,3 Milliarden Menschen an der chronischen Krankheit leiden – mehr als doppelt so viele wie heute. Um Patienten das Leben mit Diabetes zu erleichtern, arbeiten Firmen im Gesundheitswesen daran, die tragbaren Geräte für kontinuierliche Blutzuckermessungen immer weiter zu verkleinern. Genau das ist durch die flexiblen Einsatzmöglichkeiten von Makrolon® möglich.

Film ab

Alte Werbefilme und modernere Videos stellen die Vorzüge von Polycarbonat heraus.

  • Geschichte

    Überblick über enige Meilensteine von Polycarbonat.

  • Alltagsprodukte

    Bunte Vielfalt an Polycarbonat-Produkten.

  • Werkstoff

    Polycarbonat besitzt hervorragende Eigenschaften.

  • Ampel

    Gute Lichtwerte dank Polycarbonat-Gehäuse.

  • Schutzhelm

    Mit Polycarbonat stabil geschützt.

  • Straßenlaterne

    Jugendliche verzweifeln im Test an bruchfestem Polycarbonat.

  • Lebensretter

    Infusionsanschlüsse mit Polycarbonat helfen.

  • Wertstoff

    Recyceltes Polycarbonat schließt den Kreislauf.

Polycarbonat ebnet Weg zur Klimaneutralität

2021 konnte Covestro in Krefeld-Uerdingen einen wichtigen Meilenstein feiern: die Auslieferung des weltweit ersten klimaneutralen* Polycarbonats. Hergestellt wird es auf Basis von Strom aus erneuerbaren Quellen und Rohstoffen, die aus massenbilanzierten Bioabfällen und Reststoffen stammen. Für Covestro ist es ein wichtiger Meilenstein in der Umstellung seines Produktportfolios auf alternative Rohstoffe. Die klimaneutralen* Makrolon® RE-Typen sind das Material der Wahl für Kunden, die nach alternativen Rohstoffen mit geringerem Kohlenstoff-Fußabdruck suchen. Die Produkte besitzen die gleiche Qualität und Leistung wie Polycarbonate auf fossiler Basis. Und zugleich lassen sie sich genauso weiterverarbeiten – bestehende Prozesse und Arbeitsabläufe können einfach beibehalten werden.

Und auch beim Werkstoff-Recycling macht Covestro weiter wichtige Fortschritte. Neben dem mechanischen Recycling, das bereits heute ein wichtiger Baustein der Recyclingstrategie von Covestro ist, entwickelt das Unternehmen das chemische Recycling kontinuierlich weiter. Chemisches Recycling wirkt komplementär zum mechanischen Recycling – es wandelt Kunststoffbausteine zurück in Monomere, also deren Einzelbausteine. Diese können getrennt werden und dienen als Rohstoffe für zukünftigen Kunststoff. Chemisches Recycling kann insbesondere größere und für mechanische Prozesse ungeeignete Abfallströme für Recycling zugänglich machen, es erlaubt die Produktion von Kunststoffen, die höchste Qualitätsanforderungen erfüllen. In Leverkusen ist kürzlich die technische Umsetzung dieses Verfahrens im Pilotmaßstab gestartet.

Impressionen

Vom Orbit bis Olympia – die Geschichte von Makrolon®

In der jüngeren Geschichte der Menschheit hat Polycarbonat seinen Platz sicher – als Makrolon® und auch teils unter anderen Namen. Etwas mehr als zehn Jahre nach seiner Entdeckung kam der Werkstoff sogar erstmals im Weltraum zum Einsatz. In den USA wurde das vielseitige Material damals durch ein Joint Venture in Lizenz unter dem Namen Merlon hergestellt. Es erwies sich für die Weltraumforschung als überlegener Werkstoff. Das Polycarbonat kam in dem Helmvisier des Astronauten Edward H. White zum Einsatz, der am 3. Juni 1965 den zweiten Weltraumspaziergang überhaupt machte und sich rund 21 Minuten freischwebend im All bewegte.

Knapp 40 Jahre später sorgte Makrolon® bei den Olympischen Spielen in Athen für einen Rekord. Bei der Eröffnungsfeier im Sommer 2004 durften die Gäste nicht nur die vielen Athletinnen und Athleten bestaunen, sondern auch das weltweit größte Stadiondach aus dem Werkstoff. Ganze 25.000 Quadratmeter – das entspricht etwa 3,5 Fußballfeldern – der hoch transparenten und massiven Kunststoff-Platten wurden bei der Konstruktion verbaut. Ein architektonisches Meisterwerk! Bei welchen historischen Meilensteinen das innovative Makrolon® noch im Spiel war, wird im folgenden Zeitstrahl sichtbar.

Makrolon® - ein Werkstoff mit spannender Geschichte

  • 1953

    Schnell meldet Makrolon®-Patent an

    In Krefeld-Uerdingen entwickelt der junge Hermann Schnell das erste Polycarbonat. Wenig später reicht er das Patent für seine bahnbrechende Entdeckung ein. Es datiert auf den 16. Oktober 1953.
    Foto: Bayer AG, Bayer Archives Leverkusen

  • 1965

    Chemie im Weltraum

    Der Astronaut Edward H. White bewegt sich am 03. Juni 1965 rund 21 Minuten freischwebend im Weltraum. Mit dabei: ein Helm mit Visier aus Merlon. Ein Joint Venture stellte den Makrolon®-Ableger unter Nutzung einer Bayer-Lizenz in den USA her.
    Foto publiziert in: Bayer AG, Unser Werk 09/1965, S.251

  • 1982

    Weltweit erste CD aus Makrolon®

    Als erste Pop-CD aus Makrolon® kommt 1982 das Album „The Visitors“ von ABBA auf den Markt. Der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Die CD ist deutlich kleiner als ihre Vorgängerin, die Schallplatte. Zudem bietet sie eine knisterfreie, kristallklare Akustik.
    Foto: Bayer AG, Bayer Archives Leverkusen

  • 1994

    Chipkarte löst Krankenschein ab

    Die computerlesbare Krankenversichertenkarte kommt bundesweit in den Umlauf. Dabei handelt es sich um ein technisch besonders ausgefeiltes Produkt aus Makrofol, so heißen Folien aus Makrolon®.
    Foto publiziert in: Bayer AG, Unser Werk 02/1994, S.10

  • 1998

    Wiedergeburt eines Klassikers

    Der VW Beetle wird auch dank Makrolon® zu einer echten Auto-Ikone. Seine Frontschweinwerfer und Heckleuchten aus Polycarbonat geben ihm sein charakteristisches Gesicht.
    Foto: Volkswagen Aktiengesellschaft

  • 2004

    Rekord bei Olympia

    Für die Olympischen Spiele in Athen wurde das Dach des Olympiastadions mit hoch transparenten, massiven Kunststoff-Platten aus Makrolon® hergestellt. Insgesamt 25.000 Quadratmeter kamen beim Bau zum Einsatz. Damit ist es das weltweit größte Stadiondach aus Polycarbonat.
    Foto: Bayer AG, Bayer Archives Leverkusen

  • 2005

    Unter Haien

    Zur Erforschung von Haien entwickelte Fabien Cousteau einen künstlichen Weißen Hai mit Makrolon®-Rückgrat. Der Kunststoff-Nachbau kann sich so bewegen wie das Original und hat zudem Platz für einen Meeresforscher.
    Foto: Bayer AG, Bayer Archives Leverkusen

  • 2010

    Hingucker im deutschen Expo-Pavillon

    Makrolon®-Platten tragen im Deutschen Pavillon auf der EXPO in Shanghai zur spektakulären Gestaltung städtischer Räume bei. Im „Hafen“ symbolisieren sie in Form von „Flakes“ eine Wasseroberfläche.
    Foto Copyright: © Architecture SCHMIDHUBER / Exhibition MILLA & PARTNER, Foto: Andreas Keller

  • 2021

    Weltweit erstes klimaneutrales* Polycarbonat

    Ausgewählte Makrolon® RE-Typen sind von der Wiege bis zum Werkstor klimaneutral*. Möglich macht dies die Nutzung von erneuerbarem Strom für die Produktionsprozesse und der Einführung von Rohstoffen, die aus massenbilanzierten Bioabfällen und -Reststoffen stammen.
    Foto: Covestro

Wer nach der kurzen Reise in die Vergangenheit Appetit auf mehr bekommen hat, findet unten ausgewählte Artikel aus alten Mitarbeitenden-Zeitungen zum Download. Dort werden einige Makrolon®-Meilensteine ausführlicher beleuchtet – natürlich immer aus der Perspektive der jeweiligen Zeit.

Geschichte(n) hautnah miterleben

  • Download

    Die Chemie flog mit

    Einen glasklaren Blick im Weltall hatte Astronaut Edward H. White, der 1965 einundzwanzig Minuten frei im Weltraum schwebte – dank eines Visiers aus Polycarbonat. Foto: Publiziert in: Bayer AG, Unser Werk 09/1965, S.251

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    Feuerwehrhelm für den Papst

    Feuerwehrleute aus Paris überreichten Papst Johannes Paul II als Geschenk einen brandneuen Helm, der aus dem Polycarbonat Bayblend hergestellt wurde. Foto: Publiziert in: Bayer AG, Unser Werk 04/1989, S.20

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    Chipkarte löst den Krankenschein ab

    1994 kommt die computerlesbare Krankenversichertenkarte in den Umlauf, eine Folie aus Polycarbonat sorgt für lange Lebensdauer. Foto: Publiziert in: Bayer AG, Unser Werk 02/1994, S.10

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    Spitzen-Produkte mit Weltruhm

    Seit Februar 2001 sorgen breite Lichtbänder aus hochtransparenten, farblosen Polycarbonat-Platten am Krefelder Hauptbahnhof für den richtigen Durchblick. Foto: Publiziert in: Bayer AG, Direkt 01/2002, S.27

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    Größtes Stadiondach der Welt aus Makrolon

    Das Dach des Olympiastadions „Spyridon Louis“ in Athen wurde mit 25.000 Quadratmetern Platten aus massivem Makrolon gebaut. Foto: Bayer AG, Bayer Archives Leverkusen

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* Die Bewertung „klimaneutral“ ist das Ergebnis einer Bewertung eines Teilabschnittes aus dem gesamten Produktlebenszyklus. Betrachtet wurde der Abschnitt von der Ressourcengewinnung (Cradle) bis zum Werkstor. Die Bewertung basiert auf der ISO-Norm 14040 und wurde vom TÜV Rheinland auf Plausibilität kritisch geprüft. Die Bewertung berücksichtigt die biogene Kohlenstoffbindung auf der Grundlage vorläufiger Daten aus der Lieferkette und dem Einsatz erneuerbarer Elektrizität im Rahmen des Produktionsprozesses. Die Zuordnung der Elektrizität erfolgte aufgrund sogenannter „Guarantee of Origin“ Zertifikate. Nicht angewendet wurden sogenannte Ausgleichszertifikate.

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