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Zukunft der Mobilität: Wie bewegen wir uns in der Stadt von morgen?

Wie sehen die Städte der Zukunft aus? Dazu äußern sich Experten in unserer Reihe #MyFutureCity. In diesem Artikel erklärt der Mobilitätsexperte Thomas Deloison, wie wir uns künftig fortbewegen, welche Arten von Autos wir dabei nutzen, woraus diese hergestellt sein werden – und warum autonomes Fahren Mobilität nachhaltiger machen könnte.

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Thomas Deloison ist Leiter des Fachbereichs Mobilität im World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). Hier arbeitet er mit mehr als 200 globalen Unternehmen an der Vision einer „Nachhaltigen Entwicklung“.

Autos, die sich kilometerlang stauen, Fahrer, die viel Zeit verlieren, und Fahrzeuge, die Abgase in die Luft blasen, ohne wirklich voranzukommen. Überfüllte Busse und Züge, die selten pünktlich sind und keinen großen Komfort bieten, teilweise sogar liegen bleiben und ganz ausfallen.

Weltweit zeigt sich zu Hauptverkehrszeiten in Großstädten dasselbe Bild. „Kein schöner Anblick“, findet Mobilitätsexperte Thomas Deloison. „Gerade in Anbetracht unseres eigenen Wohlbefindens ist es schockierend, was wir heutzutage auf unseren Straßen sehen.“ Er glaubt, die aktuelle Mobilitätssituation führe „zur Verstopfung unserer Straßen – und die Abgase, der Lärm und der Feinstaub, die dabei entstehen, gefährden unsere Gesundheit.“

Er fügt hinzu: „Mobilität ist einerseits nicht für jedermann zugänglich und stellt unterm Strich zudem ein Risiko für Mensch und Umwelt dar. Wenn es der Menschheit und dem Planeten gut gehen soll, müssen wir die Art und Weise verändern, wie wir Mobilität nutzen und darüber denken!“

Weniger Individualverkehr

Deloison hält Maßnahmen in verschiedenen Bereichen der Mobilität für unverzichtbar: „Schauen wir uns einmal den motorisierten, individuellen Straßenverkehr an“, sagt er. „Aktuell nutzen die meisten Menschen ein eigenes Auto, um von A nach B zu kommen. Das bedeutet, dass Privatfahrzeuge 82 Prozent des gesamten Verkehrs und Schadstoffausstoßes ausmachen.“

Um diesen hohen Anteil und die damit verbundene Verschmutzung zu senken, plädiert Deloison dafür, dass Menschen künftig auf ein eigenes Auto verzichten sollten: „Wenn die Leute nicht mehr alleine fahren, sondern zum Beispiel Fahrgemeinschaften bilden, könnte der Gesamtverkehr Schätzungen zufolge um bis zu 35 Prozent reduziert werden, was zu einer erheblichen Senkung der CO₂-Emissionen beitragen würde.“

Laut Deloison müsste diese neue Kultur des Car-Sharing auch von der Politik gefördert werden. „Regierungen könnten das Teilen deutlich attraktiver machen, indem sie den konventionellen Individualverkehr gesetzlich beschränken – und gleichzeitig den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und verbessern.“

„Aktuell nutzen die meisten Menschen ein eigenes Auto, um von A nach B zu kommen. Das bedeutet, dass Privatfahrzeuge 82 Prozent des gesamten Verkehrs und Schadstoffausstoßes ausmachen.“

Thomas Deloison

Besserer öffentlicher Nahverkehr

Der zweite große Mobilitätsbereich, den es zu verbessern gelte, sei der öffentliche Personennahverkehr. „Derzeit ist es so, dass Leute insgesamt lieber mit dem eigenen Auto fahren, als öffentliche Verkehrsmittel wie Busse oder Züge zu nutzen, weil es einfacher und bequemer ist“, erklärt Deloison.

Mehr Menschen würden Bus und Bahn als echte Alternative zum Auto akzeptieren, wenn diese komfortabler, attraktiver und weniger überfüllt wären.“ Erreicht werden könne dies, indem man die Kapazitäten des öffentlichen Nahverkehrs mit der Zeit stärker an den Bedarf von Fahrgästen anpasst oder Verkehrsmittel entwickelt, die sich im Laufe des Tages auf den jeweiligen Bedarf einstellen können.

Attraktiver würde der öffentliche Nahverkehr auch werden, wenn Nutzer die Möglichkeit hätten, einen Fahrschein zu kaufen, der für verschiedene Verkehrsmittel gültig wäre und auch die Fahrt zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof abdecken würde. „Heutzutage gibt es bereits Ansätze und Mobilitäts-Apps, mit denen Anwender die Möglichkeit haben, ihre Fahrt sowohl mit privaten als auch öffentlichen Verkehrsmitteln zu planen und Fahrscheine zu kaufen“, sagt Deloison. „Wenn man es schafft, Mobilität nahtlos über verschiedene Verkehrsmittel hinweg zu gestalten, werden sich die Fahrgastzahlen deutlich erhöhen.“

Zwar könne es nützlich sein, die Fahrpreise für den öffentlichen Nahverkehr zu senken – das allein sei jedoch nicht die Lösung: „Studien haben gezeigt, dass preiswertere Tickets zwar zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen im öffentlichen Nahverkehr führen, diese jedoch auf einem bestimmten Niveau stagnieren, was zeigt, dass der Preis nicht das einzige Mittel sein kann, um Bus und Bahn attraktiver zu machen.“

„Wenn die Leute nicht mehr alleine fahren, sondern zum Beispiel Fahrgemeinschaften bilden, könnte der Gesamtverkehr Schätzungen zufolge um bis zu 35 Prozent reduziert werden, was zu einer erheblichen Senkung der CO₂-Emissionen beitragen würde.“

Thomas Deloison

Robustere, recycelbare Materialien

Deloison verweist auf eine dritte notwendige Maßnahme: „Wenn wir Car-Sharing fördern und die Nutzung von Gemeinschaftsautos von derzeit durchschnittlich 5 Prozent steigern wollen, müssen die Fahrzeuge auch länger haltbar sein. Denn anders als Busse und Züge sind Autos bisher nicht auf die gemeinschaftliche Nutzung ausgelegt.“

Eine längere Haltbarkeit könne durch den Einsatz robuster Materialien erreicht werden. „Aktuell handelt es sich bei den Materialien, die in der Automobilherstellung verwendet werden, um Kunststoffe, die sehr haltbar sind. Das an sich ist positiv, aber in industriellem Maßstab ginge es noch nachhaltiger.” Ein Ansatzpunkt wäre, dass aktuell jeder Autobauer seine eigenen Materialvarianten einsetze, die sich aber nur geringfügig voneinander unterscheiden.

Hersteller aus der Automobilindustrie bestünden darauf, unbedingt ihre eigenen Materialien zu verwenden, da diese angeblich integraler Bestandteil der jeweiligen Marke seien. „Bedauerlicherweise hat dies zu einer Vielfalt an Kunststoffspezifikationen geführt“, sagt Deloison. „Diese Vielfalt könnte man optimieren.“ Zum Beispiel durch eine Skalierung auf wenige Hundert Kunststoffarten, die für gemeinsame Anwendungen in der Automobilbranche genutzt werden könnten.

Das allein sei ein erster Ansatz – Deloison besteht aber darüber hinaus darauf, dass diese standardisierten Kunststoffe recycelbar sein müssen: „Wir brauchen Materialien, die sich in einem geschlossenen Kreislauf wiederverwenden lassen – im Optimalfall für dieselbe Anwendung. Nur wenn Materialien recycelbar sind, können wir größere Mengen unserer wertvollen Rohstoffe einsparen und die Menge an Energie senken, die wir für deren Gewinnung verbrauchen. Nur dann können wir den CO₂-Ausstoß senken und unser Klima schützen.“

„Nur wenn Materialien recycelbar sind, können wir größere Mengen unserer wertvollen Rohstoffe einsparen und die Menge an Energie senken, die wir für deren Gewinnung verbrauchen.“

Thomas Deloison

Autonome Technologie

Schließlich können auch neue Technologien dazu beitragen, urbane Mobilität zu verbessern: „Alternative Antriebe sind offensichtlich bereits Realität“, sagt Deloison. „Sowohl die Batterie- als auch die Wasserstofftechnologie können den Verbrauch senken und unser Fahren nachhaltiger machen.“ Außerdem glaubt er, dass selbstfahrende Autos die Mobilität von Menschen beeinflussen könnten und städtische Verkehrssysteme verbessern.

„Autonomes Fahren macht unsere Autos sicherer und effizienter nutzbar. Selbstfahrende Autos können länger am Tag genutzt werden und mehr Personen und Güter transportieren – und dabei das Thema Verkehr entspannen.“

„All diese Veränderungen mögen sehr viel verlangt klingen“, fügt er hinzu. Für ihn gibt es jedoch schlichtweg keine andere Option: „Das ist der einzige Weg zum Fortschritt. Nur, wenn wir kollektiv entscheiden, unsere Produkte, Materialien und Technologien – also letztlich unsere Denkweise – zu verändern, kann und wird sich unsere Mobilität zum Besseren wandeln.“

Brighter Talks – Über den Moderator

Als Urbanist und Futurist beschäftigt sich Greg Lindsay per se mit der "Stadt von morgen" und spricht regelmäßig über Themen wie Globalisierung und Innovationen. Der studierte Journalist arbeitet als Leiter des Bereichs angewandte Wissenschaften bei NewCities – die Non-Profit-Organisation hat es sich zum Ziel gemacht, die Zukunft von Metropolen mitzugestalten und zu verbessern.

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