28
April
2022
|
10:00
Europe/Amsterdam

Klimaneutralität

„Wir haben den nötigen Elan“

Zusammenfassung

Nach über zwei Jahren Corona hält nun seit mehr als zwei Monaten der Ukraine-Krieg an. Da treten der Klimawandel, die anhaltende globale Erderwärmung oder auch das stete Nach-Vorne-Rücken des Earth-Overshoot-Days gefühlt in den Hintergrund. Aber: Die globalen Herausforderungen wie der Klimawandel bleiben bestehen und müssen nachhaltig und langfristig gelöst werden. Am 1. März präsentierte Covestro als Teil der Bilanzpressekonferenz seine ehrgeizigen Klimaneutralitätsziele. Lynette Chung, Chief Sustainability Officer von Covestro, erklärt, wie sich diese in Covestros Vision der Kreislaufwirtschaft einfügen, warum zuerst Scope 1 und 2 angegangen wird und welche konkreten Schritte zur Lösung bereits unternommen wurden. 

Verfasst von: Sirin Emre-Flender

Die Welt wandelt sich rasant. 2020 hat Covestro die Kreislaufwirtschaft als Vision für das Unternehmen veröffentlicht. Im Jahr 2021 die Konzernstrategie „Sustainable Future“, jetzt die Klimaneutralitätsziele. Wie gehört das alles zusammen?

Lynette Chung: „In den letzten zwei Jahren ist eine Menge geschehen, sowohl in der Welt als auch bei Covestro. Megatrends wie der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum und die Ressourcenknappheit stehen nach wie vor ganz oben auf der Tagesordnung und haben deutlich sichtbare Auswirkungen auf unseren Planeten und die Wirtschaft. Dies erfordert ein Überdenken der Geschäftsmodelle und der Art und Weise, wie wir Geschäfte machen. Lineare Muster haben ausgedient. Es ist klar, dass diese Muster nicht nachhaltig sind. Wir bei Covestro haben in 2020 unsere ehrgeizige Vision vorgestellt, uns vollständig auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten. Die Kreislaufwirtschaft als globales Modell ist eine Lösung für diese Herausforderungen.

Dadurch gehen wir auch den Klimawandel als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit an, denn die Kreislaufwirtschaft ist der Schlüssel zur Bewältigung des Klimawandels. Für uns ist Klimaneutralität ein Teil des ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft-Prinzips.

Bei unseren Klimazielen konzentrieren wir uns auf die Bereiche Scope 1 und 2. Was bedeutet das genau – und warum haben wir nicht alles auf einmal in Angriff genommen?

Large-Lynette Chung, Chief Sustainability Officer -  01Die Chemie- und Kunststoffindustrie ist einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen. Gleichzeitig werden unsere Produkte überall eingesetzt, sowohl im Alltag als auch in wichtigen Zukunftsbereichen wie klimafreundlichem Bauen, Elektromobilität und erneuerbaren Energien. Die Industrie ist der Schlüssel zur Bewältigung vieler Nachhaltigkeitsherausforderungen. Es ist jedoch wichtig, dass die Industrie ihre Rolle bei der Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen wahrnimmt und zugleich Lösungen und Innovationen für eine nachhaltigere, kreislauforientierte Wirtschaft entwickelt.

Wenn wir uns die Treibhausgas-Emissionen anschauen, so unterscheiden wir zwischen Scope1, Emissionen aus unserer Produktion, Scope 2, Emissionen aus fremden Energiequellen und Scope 3, indirekte Treibhausgasemissionen aus vor- und nachgelagerten Prozessen in der Wertschöpfungskette.

Warum konzentrieren wir uns also auf Scope 1 und 2? Nun – wir haben uns Zeit genommen und uns ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Emissionen aus unserer eigenen Produktion, Scope 1, und die Emissionen aus fremden Energiequellen, Scope 2, auf netto Null bis 2035 zu bringen. Wichtig hierfür war, einen klaren Fahrplan mit Maßnahmen festzulegen, der uns bei diesem ehrgeizigen Vorhaben unterstützt. Covestro-Mitarbeitende aus den Bereichen Produktion, Technik, Engineering, Energiebeschaffung, HSE und Nachhaltigkeit arbeiten bereits intensiv an standortbezogenen Umstellungsmaßnahmen und standortspezifischen Fahrplänen, wobei sie sich zunächst auf die großen Standorte konzentrieren.

Die Tatsache, dass wir bereits im vergangenen Jahr unsere früheren Klimaziele für 2025 erreicht haben, macht uns sehr stolz und wir sind überzeugt, dass wir diese neuen Ziele erreichen können.

Aber: Für uns sind Scope 1 und 2 ein Ausgangspunkt. Der nächste Schritt werden die Scope 3-Ziele sein, die eng mit unseren Aktivitäten im Bereich der Kreislaufwirtschaft verbunden sind. Wir sind zuversichtlich, dass wir im Jahr 2023 Zielvorgaben für Scope 3 und weitere Meilensteine der Kreislaufwirtschaft vorlegen werden.

Könnten Sie nochmal etwas detaillierter erläutern, warum Kreislaufwirtschaft und Klimaziele Hand in Hand gehen?

Wir sind bereits erfolgreich, viele Aktivitäten zur Förderung unserer Kreislaufwirtschaftsagenda laufen. Zukünftig werden wir noch stärker unter Beweis stellen, wie die Agenda der Kreislaufwirtschaft mit der der Klimaneutralität Hand in Hand gehen.

So hilft uns beispielsweise die Umstellung auf alternative Rohstoffe, uns von fossilen Ressourcen zu lösen. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass die Gesamtklimabelastung durch unsere Rohstoffe reduziert wird. Schon heute bieten wir Produkte auf alternativer Basis mit einem geringeren Kohlenstoff-Fußabdruck an, wie klimaneutrales MDI, Polycarbonat und TDI mit einem geringen Kohlenstoff-Fußabdruck. Langfristig wollen wir jedes Produkt in einer klimaneutralen Version anbieten.

Unsere Anstrengungen in den Bereichen innovatives Recycling, Wertschöpfungskette und sektorübergreifende Partnerschaften sowie unser Fokus auf erneuerbare Energien werden dazu beitragen, das Marktangebot zu erweitern und den Kohlenstoffkreislauf mittel- und langfristig zu schließen - und damit letztlich sowohl die Kreislaufwirtschaft als auch die Klimaziele zu erreichen.

Die vier Themen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft tragen alle zur Klimaneutralität bei. Von alternativen Rohstoffen bis zu innovativem Recycling, von branchenübergreifender Zusammenarbeit bis zu erneuerbaren Energien

Ich bin stolz und dankbar, Teil der Transformationsreise von Covestro zu sein und die vielen Aktivitäten und außergewöhnlichen Beiträge aus dem gesamten Unternehmen und von Kolleginnen und Kollegen zu sehen, um die Transformation voranzutreiben, während ich gleichzeitig die Komplexität und Tragweite dieses Vorhabens erkenne. Das macht mich zuversichtlich und zeigt: Wir haben den nötigen Elan, um die Herausforderungen der Klimaneutralität zu meistern.“

Sie sagten, dass Covestro auf Partner und starke Partnerschaften angewiesen ist. Könnten Sie das vielleicht etwas konkreter ausführen?

Lynette Chung: „Ich möchte betonen: Der Weg zu einer globalen Kreislaufwirtschaft kann nicht allein beschritten werden. Wir brauchen Partner, um diese Vision zu verwirklichen, da verschiedene Akteure beteiligt sind. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um ehrgeizige Klimaziele zu erreichen und eine Kreislaufwirtschaft umzusetzen. Ganz wichtig ist die Akzeptanz des Marktes und der Kunden. Die Kunden müssen kreislauffähige, kohlenstoffarme Produkte verstehen und verwenden und sich als Teil des Wandels verstehen.

Wir haben bereits mehrere Beispiele, die unseren Ansatz illustrieren. Lassen Sie mich Ihnen drei Beispiele nennen:

- Wir haben strategische Lieferantenpartnerschaften für die Versorgung mit erneuerbaren Rohstoffen, zum Beispiel mit Neste, Shell usw.

- Mit Genomatica haben wir uns zusammengetan, um als erste erfolgreich eine pflanzliche Version des Chemierohstoffs HMDA in größeren Mengen zu produzieren

- In einem EU-weiten Projekt (dem "Circular Foam"-Projekt) erforschen wir zum Beispiel auch, wie PU-Hartschaum, der unter anderem in Dämmstoffen verwendet wird, recycelt werden kann.

In einer Kreislaufwirtschaft können wir das Klima, die Natur und die Ressourcen schützen und ein nachhaltiges Wachstum erreichen, das die planetaren Grenzen respektiert. Covestro und die chemische Industrie sind ein Teil der Lösung. Wie wir bei Covestro über die verschiedenen Geschäftsbereiche hinweg arbeiten, um unsere ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen, werden wir Ihnen in den kommenden Monaten berichten. Wir freuen uns darauf – Sie können gespannt bleiben.“  

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