09
Dezember
2021
|
12:15
Europe/Amsterdam

„Gib jeder neuen Tätigkeit zunächst eine Chance“

Verfasst von: Laura Schneider
Zusammenfassung

Frauen sind in IT Berufen noch immer unterrepräsentiert. Aline Barray hat sich trotzdem aktiv dafür entschieden. Was ihr auf dem Weg dorthin geholfen hat und warum Auslandsstationen prägend waren, berichtet sie im Interview.

Du arbeitest bei Covestro im Bereich IT-Organisation & Development – welche Aufgabenbereiche betreust du hier genau?

In meinem Job begleite ich schwerpunktmäßig meine Kolleginnen und Kollegen aus dem IT-Bereich durch anstehende Change-Prozesse und bei der eigenen Weiterentwicklung. Dabei arbeite ich auf drei verschiedenen Ebenen: IT&D Organisation, Gruppen- bzw. Team-Ebene (Team Effectiveness) sowie einzelne Mitarbeitende (Individual Effectiveness). Es geht darum, das Unternehmen als Ganzes weiterzuentwickeln, unsere Abteilung sowie jedes einzelne Teammitglied. Insgesamt müssen die Teams auf verschiedene neue Prozesse und Abläufe vorbereitet werden. Dazu zählen unter anderem die Einführung von agilem Arbeiten oder ganz generell das Übernehmen von neuen Aufgabenbereichen. Dafür analysiere ich laufend, welche Kompetenzen aktuell vorhanden sind und welche zukünftig gebraucht werden.

Die IT ist nach wie vor männerdominiert – wie ist es als Frau in diesem Bereich zu arbeiten?

Die IT war lange Zeit kein Aufgabenbereich, der mich gereizt hat. Als kleines Mädchen wollte ich immer Lehrerin werden. Ich habe mit meinen Puppen Schule gespielt, habe Klassenzimmer aufgebaut und meinen Teddybären etwas beigebracht. Lehrerin bin ich nicht geworden, aber ich konnte mich verwirklichen im Personalwesen. 2015 habe ich mich dann in eine überwiegend "männliche" Welt integriert, indem ich der IT-Abteilung von Covestro beitrat. Ich habe erkannt, dass es keine Rolle spielt, ob ich mit Frauen oder Männern zusammenarbeite. Was für mich zählt, ist ein angenehmes Arbeitsklima und eine gute Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen.

Gab es Schlüsselmomente in Deiner Karriere, die dich auf den Weg gebracht haben, auf dem Du jetzt bist?

Ich bin in Frankreich geboren und dort zur Schule gegangen. Nach meinem Abitur erhielt ich durch meine außergewöhnlich guten Noten die Möglichkeit, zwei Jahre lang die Classe préparatoire zu besuchen – eine Schule zur Vorbereitung auf das kommende Studium. Ich kann heute noch von diesen Erfahrungen profitieren, denn die Schulzeit hat mich viel Mut und Arbeitswille gelehrt.

Drei Jahre lang habe ich danach an einer Business School studiert und dazwischen ein Jahr Praxiserfahrungen in Form von verschiedenen Praktika gesammelt. Auch diese Praxiserfahrungen sind sehr hilfreich gewesen und waren ein Schritt, den ich jedem nur empfehlen kann.

Für mich war außerdem das Auslandsjahr in Schweden sehr prägend. Ich habe dort meinen MBA Internationales Marketing abgeschlossen. Die Entscheidung, ins Ausland zu gehen, habe ich ganz bewusst getroffen, denn ich wollte aus meiner Komfortzone raustreten. Dieser Schritt ist mir nicht leicht gefallen. Aber so habe ich gelernt, eigenständig in einem neuen Land und einer neuen Kultur zu leben. Nebenbei konnte ich meine Englischkenntnisse weiter vertiefen. Rückblickend war diese Zeit sehr wichtig für meine private wie berufliche Entwicklung.

Du hast bereits verschiedene Positionen und Arbeitgeber kennengelernt – welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede hast du erlebt?

In allen Unternehmen findet man recht ähnliche Grundstrukturen, deren Unterschiede im Detail liegen. Beispielsweise werden ganz verschiedene Unternehmenswerte verfolgt, die Umsetzung der Strategie und die damit verbundenen Ziele weichen voneinander ab oder der Umgang mit der Belegschaft, die Unternehmenskultur und die Kommunikation miteinander werden anders gehandhabt. Wie bei allen Dingen im Leben gibt es immer Vor- und Nachteile, die man für sich abwägen muss.

Welche erlangten Kompetenzen (fachlich oder sozial) haben dir am meisten geholfen?

Ich bin sehr gut darin, komplexe Strukturen zielgruppenorientiert für verschiedene Teams zu erklären, die Teams zu motivieren und mit den einzelnen Teammitgliedern jeweils Lösungswege zu erarbeiten.
Grundsätzlich kommt mir auch mein gutes Sprachgefühl zugute – ich habe bereits in verschiedenen Ländern gelebt, gearbeitet und studiert. Kommunikationsfähigkeit ist allgemein eine wichtige Kompetenz. Mir fällt es viel leichter als früher, nachzufragen und um Hilfe zu bitten. Der Dialog miteinander ist sehr wichtig und bringt oftmals beide Seiten an ihr Ziel.

Wie hat dich Covestro bisher in deinem Werdegang unterstützt?

Bei meinem Wechsel in die IT habe ich gelernt, dass man einer neuen Stelle oft erst eine Chance geben und sie kennenlernen muss. Eine Stellenbeschreibung enthält nie alle Facetten des eigentlichen Jobs. Zudem kann man sich seine Stelle auch ein stückweit selbst gestalten. Beidseitige Flexibilität ist daher sehr wichtig. Ich suche immer das Gespräch mit meinen Vorgesetzten, wenn ich Gesprächsbedarf sehe. Wir überlegen dann gemeinsam, was für Covestro Sinn macht und welche Neugestaltung für mich sinnvoll ist. Hier war das Unternehmen sehr offen, hat den Dialog zugelassen und meine Wünsche respektiert.

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